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Die Gewinner des diesjährigen Innovationspreises: Dominik Sandmann (Leiter Einkauf, Meyer Turku, 2.v.l.); Claus Lübbers (CPO und Mitglied der Geschäftsleitung der Meyer Werft, 3.v.l.) und Holger Menssen (Leiter Lieferantenmanagement der Meyer Werft, 2.v.r.) neben dem Hauptgeschäftsführer des BME, Dr. Silvius Grobosch (links außen) sowie Dr. Michael Nießen, Mitglied des geschäftsführenden BME-Bundesvorstandes (rechts außen).
In einem Schiff werden mehr als 15 Mio. Einzelteile verbaut – 800 Lieferanten und Dienstleister müssen pro Neubau koordiniert werden.
Die Norwegian Joy im Baudock der Meyer Werft
Die Norwegian Breakaway auf der Ems bei Papenburg
Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) hat die Meyer Werft mit seinem Innovationspreis ausgezeichnet. Das niedersächsische Unternehmen beschäftigt 3.450 Mitarbeiter. Es erhält den diesjährigen BME-Innovationspreis für sein risikoorientiertes Lieferantenmanagement-Konzept.
Beim Bau von Kreuzfahrtschiffen – mit einem Beschaffungsanteil von mehr als 75 Prozent – verbaut die Werft mehr als 15 Millionen Einzelteile pro Schiff verbaut – 800 Lieferanten und Dienstleister müssen pro Neubau koordiniert werden. Ein zuverlässiger und eng vernetzter Lieferantenstamm ist dabei die Grundvoraussetzung für die langfristige Standortsicherung der familiengeführten Werft und ein erfolgreiches Agieren auf dem Markt.
Anlass für die Konzeption und Umsetzung eines neuen Lieferantenmanagements ist die massive Steigerung der Ausbringungsmenge der Werftengruppe, die sowohl auf der Erhöhung der Anzahl jährlicher Schiffsablieferungen als auch auf den steigenden Schiffsgrößen beruht.
Hinzu kommt die zunehmende Komplexität der Neubauten wie etwa dem LNG-Antrieb oder auch innovativen Entertainmentneuheiten, welche eine intensive Partnerschaft mit den Lieferanten über alle Realisierungsphasen erfordern. Gleiches gilt in Bezug auf das langfristige Auftragsbuch mit einer Reichweite bis in das Jahr 2023, welches neben der erfreulichen langfristigen Auslastung auch Risiken hinsichtlich einer langfristigen Versorgungssicherheit und den zukünftigen Baukosten aufweist.
Das Lieferantenmanagement-Konzept wurde daher unter Einbindung aller Schnittstellen der mit den Lieferanten in Kontakt stehenden Abteilungen aufgestellt. Erstmals erfolgte dabei ein komplett risikoorientierter Ansatz, so dass in allen Zusammenarbeitsphasen mit dem Lieferantenstamm risikoabwendende Maßnahmendefinitionen erfolgen können – sowohl auf operativer Ebene als auch strategisch abhängig von den Beschaffungsmärkten.
Ausgehend vom bestehenden Lieferantenmanagement wurde Anfang 2017 systematisch mit einer Neukonzeption begonnen. Ein eigens dafür geschaffener Fachbereich – direkt an die Geschäftsleitung im Einkauf angesiedelt – koordiniert dabei die Umsetzung des Konzeptes. Seit dem Frühjahr 2018 erfolgt die gruppenweite Implementierung des Gesamtkonzepts. „Unser Lieferantennetzwerk verantwortet 75 Prozent des Wertschöpfungsanteils unserer Projekte“, sagt Klaus Lübbers, Chief Procurement Officer und Executive Board Member der Werft. „Durch die Neuausrichtung unseres risikoorientierten Lieferantenmanagements binden wir dieses Netzwerk stärker ein und optimieren gemeinsam unsere Performance.“
„Die Meyer Werft muss signifikante Herausforderungen nahezu zeitgleich managen, und dass nicht nur im Rahmen der angestammten Aufgaben“, begründete Dr. Michael Nießen, Mitglied des geschäftsführenden BME-Bundesvorstandes und Jury-Sprecher, die Entscheidung. „Für jedes Schiff wird ein Wow-Effekt erwartet, als eine eigene Pionierleistung. Da die Preis- und Termintreue im besonderen Maße über Erfolg und Misserfolg eines Projektes entscheidet, bedarf es hier nicht nur einer sorgfältigen Planung der einzelnen Projektschritte, sondern es müssen Alternativszenarien vorgehalten werden. Denn auf engstem Raum arbeiten 800 Lieferanten, die sich nicht nur eng abstimmen, sondern immer wieder Ideen entwickeln müssen, um Preise und Termine zu halten. Hier hat sich die Meyer Werft risikoorientiert aufgestellt. ‚Takten-Ziehen-Fließen‘ ist das Leitprinzip – und statt Einsparungsdiskussionen stehen Kostenstrukturanalysen im Vordergrund.“
Die Verleihung fand am Mittwoch (14. November) während des Vormittagsplenums des 53. BME-Symposiums Einkauf und Logistik in Berlin statt. Auf Europas größtem Kongress für Einkauf, Logistik und Supply-Chain-Management diskutieren bis Freitag (16. November) knapp 2.000 Experten unter dem Veranstaltungsmotto „Transformation jetzt!“ über aktuelle und künftige Beschaffungsstrategien.
„Einkauf, Supply-Chain-Management und Logistik stehen gegenwärtig vor größten Herausforderungen. Die Brexit-Frage ist weiter ungelöst, die globalen Handelskonflikte und der damit einhergehende Protektionismus verschärfen sich. Die Rohstoffpreise und Währungskurse schwanken bedenklich. Und auch das Diesel-Chaos wird immer verwirrender und führt zu gravierenden Folgen für die deutsche Wirtschaft“, betonte Horst Wiedmann, Vorstandsvorsitzender des BME, in seiner Eröffnungsrede.
„Doch nicht nur die wachsende Zahl nationaler und globaler Krisenherde verlangt unsere Aufmerksamkeit“, so Wiedmann weiter. „Revolutionäre Technologien wie Künstliche Intelligenz, Robotics oder Virtual Reality werden in den nächsten Jahren immense Auswirkungen auf Gesellschaft, Unternehmen und Berufstätige haben. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns rechtzeitig mit dieser Transformation auseinandersetzen, Vorurteile hinterfragen und Chancen ausloten, damit wir uns auf die richtigen Themen vorbereiten.“
Lawine in Zeitlupe
Die digitale Transformation sei eine „Lawine in Zeitlupe, die niemand aufhalten wird“. Gleichzeitig warnte der BME-Vorstandsvorsitzende eindringlich davor, angesichts der Veränderungen Ängste zu entwickeln. Diese würden sonst den Blick auf die Chancen versperren. Vielmehr müssten sich Einkäufer, Supply Chain Manager und Logistiker bewusst machen, dass der Industriestandort Deutschland von diesem Wandel profitieren werde – gerade wenn man Digitalisierung und demografischen Wandel zusammen betrachte.
Denn die Digitalisierung automatisiere reproduzierbare Tätigkeiten. Viele einfachere Tätigkeiten würden künftig Maschinen oder IT-Lösungen erledigen. Es entstünden auch andere, neue Berufe für die Menschen. Zahlenmäßig würden jedoch weniger Jobs neu hinzukommen als wegfielen, so Wiedmann: „Das macht aber nichts. Denn durch den demographischen Wandel stehen immer weniger Kräfte dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Wir brauchen die digitale Transformation in Deutschland auch zur Bewältigung des demografischen Wandels.“
Bildquelle: Tanja Marotzke/Peter-Paul Weiler/BME, Meyer Werft